Die Fotoreportage aus Siebenbürgen und über die Rumänen, Sachsen und wen auch immer wir da so getroffen haben ist eigentlich von 2012. Als ich vier Jahre vorher, also 2008 das erste mal in Siebenbürgen war, haben mich die teilweise fast 1000 Jahre alten Kirchenburgen schon fasziniert. Noch interessanter fand ich die wenigen Sachsen selbst, die geblieben sind. Ich war sofort neugierig auf diese Menschen – was sind das für Leute, was unterscheidet sie von der Mehrheit der Spätaussiedler?
Wir waren seit dem noch zwei mal da, teilweise auch an denselben Orten. Es hat sich viel geändert, mancherorts. An anderer Stelle ist möglicherweise alles noch wie damals oder wie vielleicht schon immer. Ich hatte die Fotos vor fünf Jahren auf Facebook gezeigt und nach einiger Überlegung jetzt beschlossen, auch die Bildunterschriften von damals zu übernehmen (mit Anmerkungen aus der 2017-Perspektive in Klammern). Manche abgebildete Person lebt nicht mehr. Das ist sehr schade. Davon abgesehen ist es eine ganze Kultur, die nach fast einem Jahrtausend nun verschwindet – oder eigentlich schon verschwunden ist – und deren Reste man im Karpatenbogen selbst bestaunen kann. Hoffentlich bleiben die Burgen und Dörfer der Sachsen, wenn auch mit neuen Bewohnern, noch eine Weile bestehen. Wir überprüfen das – zuletzt im Sommer 2018...
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Wir reisen stilecht im Dacia über Temeswar / Timisoara an. Unseres ist nicht ganz so bepackt (und inzwischen auch nicht mehr unseres).
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Brücke über die Temesch in Parta, unsere erste Zwischenstation.
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Eine schwäbisch-ungarische und eine rumänische Bäuerin bewirten uns.
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Doamna Flora und ihr Urenkel Radu
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Angekommen in Siebenbürgen wohnen wir in einem Kleinbauernhaus in Reußdorf / Cund zwischen Schäßburg und Mediasch. Ein Österreicher hat das Häuschen nett renoviert. So wohnt man westlichen Standards entsprechend komfortabel zwischen Kleinbauern und Roma.
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Mobil telefonieren geht nur auf dieser Wiese schräg gegenüber – die Dorfbewohner nutzen die »Handy-Wiese« regelmäßig.
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Das schöne, verfallene, grüne Haus liegt gleich neben dem Telefontreff.
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Im ehemals sächsischen Dorf finden sich noch einige verlassene Hofstellen (die meisten dürften inzwischen verkauft sein).
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Schon vier Jahre zuvor hatten wir sächsische Kirchenburgen in Siebenbürgen besucht. Diese hier steht in Waldhütten / Valchid.
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Innenraum
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Durch die Schießscharten des Burgturms
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Im Glockenturm der befestigten Kirche
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Im Sarg liegt der kurz zuvor verstorbene vorletzte Sachse des Dorfes – zumindest sagt uns das der rumänische Burghüter.
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Plakatreste in Schäßburg / Sighisoara
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In Schäßburg / Sighisoara, einer quirligen kleinen Touristenmetropole, leben noch einige hundert Deutsche.
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In Reußorf / Cund, unserem vorläufigen Feriendomizil, leben noch zwei Deutsche – Neubürger nicht mitgezählt: ein Sachse und eine »Zugereiste« aus Bukarest.
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Die Kirchenburg, ehemals auch befestigt, ist in einem bemitleidenswerten Zustand...
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...dafür gibt es aber jede Menge Kühe...
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...und eine Bar, bzw. einen Dorfladen mit einem wunderbaren, aus drei Sprachen zusammengesetzten Namen.
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In Pretai / Brateiu prägen Kalderasch das Bild an der Hauptstraße...
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...sie fertigen und verkaufen Kupferkessel.
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inzwischen leben nur noch wenige Sachsen in Pretai.
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Blick von der Kirchenburg Richtung Birthälm.
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Keramik
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Die Glocken hängen noch im Kirchturm,...
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...wo sich auch diese, für Laien schwer durchschaubare Mechanik findet.
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Das Pfarrhaus in Pretai
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Dort kann man übernachten.
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Christian, ein Zimmermann aus Deutschland, leitet die Pretaier Jugendbauhütte und bietet dort Sommerkurse für mehr oder weniger willige Jugendliche an. (Das macht Christian inzwischen nicht mehr – vielmehr betreibt er eine Werkstatt für Restaurationen und Zimmermannsarbeiten in Reichesdorf / Richis)
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Die Kirchenburg in Wurmloch / Valea Viilor
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...falls mir jemand den Ortsnamen nicht abnimmt
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Frau Schneider ist die Burghüterin in Wurmloch. (Leider ist auch Frau Schneider inzwischen verstorben)
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Frau Schneider ist eine von sechs verbliebenen Siebenbürger Sachsen.
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»eine gute Wehr«
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Der Burghof
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So kommt man in die Kirche – oder eben nicht.
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sic
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Kircheninnenraum in Wurmloch
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Detail im Burgturm
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Blick vom Burg- bzw. Kirchturm auf die Dorfstraße...
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...und in die andere Richtung. Man kann gut erkennen, wie sich die sächsischen Höfe aneinander reihen.
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walk on
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In Bußd / Buzd lebt noch eine sächsiche Familie. Die Bevölkerungsmehrheit im Ort stellen inzwischen andere. Die Sachsen sind nicht zuhause – wir schauen uns trotzdem um...
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Aufgang zur völlig verwahrlosten Kirchenburg...
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...nach oben...
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...wo ein Kleinbauer versucht, im Hof seine Familie über Wasser zu halten. Sie haben sich im Burghüterzimmer einquartiert und halten sogar ein Ferkel im Hof der Kirchenburg.
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Der Blick von außen in die Sakristei könnte jederzeit weitere Klischees über Transsilvanien bedienen.
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Ein Romamädchen und eines aus Westeuropa
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Hügel mit Weidelandschaft im Abendlicht (bei Mediasch).
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Eine mächtige Burg steht in Meschen / Mosna. Im Ort leben noch sieben Sachsen.
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»Marianne von Menschen«, wie sie sich selbst scherzhaft nennt, ist die Burghüterin. Sie war schon einige Jahre nach Deutschland ausgewandert, als sie sich entschloss, zurück in ihre Heimat zu kommen.
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Inschrift an einem Turmfenster
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Blick über Meschen vom Burgturm
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In der Kirche wird gerade renoviert und restauriert.
(Ist schon fertig und sehr gut geworden)
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Wir verlassen Reußdorf nach einer Woche Richtung Reichesdorf (wo wir inzwischen schöne Sommerurlaube verbrachten).
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Bei unserer Ankunft in Reichesdorf / Richis sitzt das halbe Dorf in der Bar und sieht einen TV-Beitrag über sich selbst.
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Wir wohnen in einem ehemals sächsischen Hof mit Blick auf die Reichesdorfer Kirche.
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Blick durch den Turm vor der Reichesdorfer Kirche
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Burghüter ist Hans Schaas. Er und seine Frau sind die beiden letzten Sachsen im Dorf (wenn man die vielen »Sommersachsen« nicht mitzählt). Geboren wurde er »im 1933er Jahr«. Seine Kirchenführung dauert 1 Stunde und ist alleine den Abstecher ins schöne Reichsdorf wert. (Wahrscheinlich macht Herr Schaas die Kirchenführung aus Altersgründen inzwischen nicht mehr)
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Herr Schaas steht mit Telefonnummer im Baedeker (vermutlich nicht mehr) und im Dorf nennen ihn alle den »Hans-Onkel«. Er erzählt aus seinem Leben, von Reichesdorfer Sündern...
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...und von Abbildungen grüner Männer, die er in »seiner« Kirche entdeckt hat.
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Vieles in unserer Unterkunft sieht aus, als hätten die sächsischen Bewohner es erst vor wenigen Tagen verlassen (tatsächlich wohnte zwischenzeitlich schon jemand anders hier).
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Auf manchem liegt aber auch der Staub von Jahrzehnten.
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Der Weinkeller
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Die früheren Bewohner
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Das Bad
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Die Werkstatt – nebenan steht unter einer dicken Staubschicht ein Golf I
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Die kleine holländische Kolonie in Reichesdorf: ein Lebensmittelladen, der Campingplatz und die Dorfbar. Sehr schön!
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Hier spielt sich das Dorfleben ab.
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Es wird nicht jeden Tag eine andere, aber immerhin manchmal wenigstens eine Sau durchs Dorf getrieben...
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...und gelegentlich geben Neubürger den Alteingesessenen ein Eis aus.
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In Malmkrog leben noch, oder wieder, ca. 150 Sachsen. Unser Nachbar in Reichesdorf erzählt von 30 zurückgekehrten Familien.
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Frau Schlager schließt uns auf...
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...weil der Pfarrer im Urlaub ist.
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Während der ansonsten regelmäßig stattfindenden Gottesdienste sitzen manche Gemeindemitglieder auf eigenen Kissen.
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Frühgotische Deckenmalereien aus vorreformatorischer Zeit
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Die Kirchenburg von Trappold / Apold
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In Trappold gibt es noch eine Sächsin und einige Sommersachsen – solche, die im Sommer einige Monate auf ihren alten Höfen verbringen.
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Außerdem gibt es Sebastian Bethge vom Berliner Verein Corona, der seit 10 Jahren in Trappold lebt und dort verheiratet ist.
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Wir finden die Kirchenburg als fast fertige Baustelle vor. Hier wird das Taufbecken restauriert. (Inzwischen ist auch Trappold fertig)
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Ganz anders sieht es in Denndorf / Daia aus...
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...die Burg ist völlig heruntergekommen...
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...eigentlich fast das ganze Dorf.
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Ein Roma öffnet uns – er wohnt in der Burhüterwohnung (1 Zimmer).
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Angeblich gibt es auch hier Sommersachsen.
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Im Kircheninneren herrscht, von den Bänken abgesehen, Leere und wie in vielen abgelegenen Dörfern sind wir nicht sicher, ob die Kirche geplündert wurde oder man den Rest in ein Museum gebracht hat.
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Kirche und Turm sind derart marode, dass man sie in Westeuropa mit Sicherheit nicht betreten dürfte.
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Mit dem vermeintlichen Burghüter im freistehenden Glockenturm von Denndorf.
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Auf dem Weg nach Deutsch-Weißkirch / Viscri
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Die Kirchenburg von Deutsch-Weißkirch / Viscri
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Prinz Charles (wenn es nach der Bevölkerung ginge, der nächste König von Rumänien :-)) ist es zu verdanken, dass die Burg in derart gutem Zustand ist.
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Etwa ein Dutzend Sachsen lebt noch in Deutsch-Weißkirch / Viscri.
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Sara Dootz ist eine davon und wir hatten das Glück, sie schon vier Jahre zuvor kennengelernt zu haben.
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Hier signiert sie uns ihr Buch, während der Sohn von Peter Maffay nebenan die Glocken läutet.
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Deutsch-Weißkirsch wurde im 12. Jahrhundert gegründet. Die Wehranlagen stammen aus dem 14. Jahrhundert. Wie viele Kirchenburgen, wurde auch die von Weißkirch nie eingenommen,
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Kirche aus dem 13. Jahrhundert
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Im Vergleich zu den meisten anderen Burgen herrscht hier schon ziemlich reges Touristentreiben.
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Speckturm
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Glockenturm
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Birthälm / Biertan ist der Schauplatz des alljährlichen Sachsentreffens und sicher eine der beeindruckendsten Kirchenburgen in Siebenbürgen.
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Vor vier Jahren hat uns ein Bewohner erzählt, dass in Birthälm noch 30 echte Sachsen wohnen. Diesmal treffen wir aber keinen – außer den Verkäuferinnen in der Buchhandlung »Sachsenbischof« und einer Souvenirbude vor der Burg.
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Aufgang zur Kirchenburg
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Die Burg ist seit 1993 Unesco Weltkulturerbe.
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300 Jahre lang war Birthälm Sitz der sächsischen Bischöfe.
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Detail in der Kirche
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Wie Reichesdorf nebenan lebte man in Birthälm von und mit dem Weinbau. Heute liegen die Weinberge brach.
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Nicht weit von Birthälm liegt Hetzeldorf / Atel...
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...hier steht die namensgebende feste Burg...
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…zumindest noch.
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Es wird gerade (2012) heftig renoviert.
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Die meisten deutschstämmigen Bewohner des Ortes leben im Altersheim des evangelischen Diakonievereins Mediasch. Sie sind in zwei ehemals sächsischen Höfen untergebracht.
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Wir lernen Walter Türk kennen, einen Sachsen aus Reußdorf / Cund. Er lebt seit drei Jahren in Hetzeldorf.
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Im Nachbarort Tobsdorf / Dupus ist der Burghüter ein Ungar...
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…Peter Szombati wohnt mit seiner Familie im Pfarrhaus...
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…er betreut »Jugendliche aus Deutschland mit Problemen«, verkauft sehr leckeren Honig...
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…und rockt die Orgel. (er spielt tatsächlich selbstkomponierte Stücke aus seiner Metal- oder Hardrockvergangenheit auf der Orgel)
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Nach Großkopisch führt keine befestigte Straße, keine öffentlichen Verkehrsmittel. Die Basilika stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde später zur Kirchenburg ausgebaut.
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»Der Schlüssel steckt«,...
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…sagen die Kinder am Eingang zur Burg.
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Kircheninnenraum
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Detail im Turm
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Der Wehrturm
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Markt in Mediasch (Couchsurfing rumänisch)
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Die Burg in Almen / Alma Vii war im Sommer 2012 nicht zu besichtigen. Wegen eines politischen Streits sei der Schlüssel nicht mehr da.
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So lautet eine Version der Geschichte, die andere hat mit Alkohol zu tun.
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Nimesch / Nemsa
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Stephan Ludwig Roth war hier Pfarrer.
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Frau Gärtner ist die Burghüterin.
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Das liegt schon geraume Weile hier.
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Dies ist allerdings noch etwas älter. Wie in vielen anderen Kirchen der evangelischen Siebenbürger Sachsen finden sich unter Putz und Farbe vorreformatorische Fresken.
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Frau Gärtner ist die Witwe zweier Sachsen. Sie meint, es wohnen noch 8 Sachsen in Nimesch.
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Wobei die Zählweise von Frau Gärtner aufgrund ihrer eigenen Geschichte möglicherweise etwas großzügig ausfällt.
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Eine feste Burg
Noch ein Paar Links, z.B. zu den Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsen, von denen inzwischen einige Unesco – Weltkulturerbe sind.
Zum manchmal etwas überlaufenen Schäßburg, dem abgelegeneren Meschen / Mosna oder zu Siebenbürgen im Allgemeinen. Wo man in Reichesdorf wohnen kann, wie man nach Deutsch-Weisskirch kommt oder wer Stephan Ludwig Roth war.Und zum Schluß noch das Buch von Sara Dootz.
Und, quasi zur Auffrischung, die Bilder unserer Weinland-Reise im Sommer 2018...
Danke für diese Bilder, wahrhaft eine Reise in die Vergangenheit! Menschen und Gebäuden sieht man ihr Alter und Ihre Geschichte an. Meine Oma in Kittelschürze würde zwischen diesen Bildern nicht besonders auffallen. In den sogenannten strukturschwachen Gebieten Westdeutschlands mit demographischem Problem sieht es heute in den Dörfern ähnlich aus.
Wunderbar elegische Bilder! Hätte Lust, mir dieses unbekannte Land im Urlaub auch mal näher anzuschauen. Hat man gemeinhin ja gar nicht auf dem Radar als mögliche Destination, wenn man keine eigenen familiären Bande dorthin hat...
Rumänien ist schön. Die Rumänen sind nette Leute und gute Gastgeber. Nur die Sache mit dem Tourismus haben sie noch nicht ganz verstanden, es fehlt ihnen ein wenig das Verständnis für die Vorstellungen, die wir Westeuropäer von Ferien haben. Deshalb überlassen die Rumänen dieses Feld oft versierteren Ausländern. Unser eindeutiges Fazit: Österreicher vermeiden und sich an die Holländer halten – die wissen, wie man das macht.
Ein toller Eindruck von einer Kultur, die im vergehen ist, weil (zu) viele Heil und Wohlstand in Deutschland suchten. Ob sie immer fanden, was sie suchten? Danke für den wunderbaren Eindruck, und danke, Zonebattler, für den Link...
...und danke für die Blumen 🙂
Wir waren 2018 an vielen Orten wieder und sind einigen Leuten erneut begegnet (Bilder). Es stimmt, die Kultur ist wohl schon vergangen – mancherorts entsteht aber auch etwas neues. Mit Sicherheit haben nicht alle in Deutschland gefunden, was sie suchten (und das waren bestimmt nicht ausschließlich Heil und Wohlstand)- aber das ist ein weites Feld...
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